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Sonntag, 21. November 2010

Gewaltsignale unserer Zeit (03)

Christian Buschan MSc
Mitbegründer der
VITAO ALPEN AKADEMIE
Artikelserie
Neid, Hass und Gewalt

Gewalt ist ein soziales Phänomen, eine Form des Handelns. Hass ist ein seelischer Zustand, der durch das Erleben eigener Schwäche entsteht. Schwäche beruht auf einem Ungleichgewicht zwischen den eigenen Bedürfnissen und den eigenen Kräften zu deren Befriedigung – das Ergebnis ist Frustration. Was kann man dagegen tun? Zweierlei: Entweder man stärkt alle seelischen, geistigen und körperlichen Kräfte umfassend, oder man verringert die Bedürfnisse massiv. Zur Gewalttätigkeit neigende Menschen haben beides nie wirklich gelernt. Sie sind in Wirklichkeit zu schwach und sie haben zu hohe Ansprüche – an andere, nur nicht an sich selbst! Das ist der Nährboden für den Neid, der wiederum zur Grundlage des Hasses werden kann.

Hass und Gewalt haben viel miteinander zu tun. Manchmal führt Hass zu Gewalt, manchmal führt Gewalt zu Hass. Und oft ist Hass die Folge der eigenen Ohnmacht, der Unfähigkeit, Gewalt mit Gewalt zu beantworten. Es gibt Gewalt ohne Hass: Das Gewaltmonopol der Polizei zum Beispiel müsste theoretisch emotionslos ausgeübt werden. Wer Polizist ist, weiß, wie unendlich schwer das oft ist. Und es gibt Hass ohne Gewalt: Psychosomatisch kranke Menschen, die alle Wut in sich hineinfressen, können ein Lied davon singen. Und es gibt schließlich jene Fälle, wo Hass bewußt erzeugt wird, um die Effizienz der Gewalt zu steigern. Ich denke an gewisse Demonstrationen, bei denen zum vornherein für alle klar ersichtlich ist, dass es nicht oder nur zum Schein um eine Sache geht, sondern schlicht um primitive Randale.

Hass zielt auf Vernichtung, meist nur in Gedanken, öfter aber auch in der Realität. Hass ist mörderisch, weil der Hassende sich oder das, womit er sich identifiziert, nicht nur durch konkrete Handlungen des anderen bedroht sieht, sondern bereits durch dessen bloße Existenz. Die Tiefenpsychologie lehrt uns: Wodurch wir uns bedroht fühlen, darin sehen wir die verdrängten Schatten unseres eigenen Wesens. Darum sind Hass und Selbsthass oft identisch. Und deswegen kann zwar Gewalt durch Gegengewalt besiegt werden – man denke an den so genannten finalen Rettungsschuss, nicht aber Hass durch Gewalt, Verachtung oder Gegenhass.

Die Überwindung des Hasses kann nur gelingen durch das Überwinden der Schwäche, aus welcher er entspringt. Und durch das Anerkennen der Ebenbürtigkeit des anderen selbst dort, wo er uns als Feind entgegentritt und bekämpft werden muss. Deshalb kann sportlicher Wettkampf selbst unter ebenbürtigen "Feinden" zur Minderung des Hasses beitragen. Sportlich gewinnen und verlieren können gilt damit zu Recht als eine Übung und Tugend, welche die Welt besänftigen kann. Zu Recht setzen bestimmte Gewaltpräventions-Programme beim gemeinsamen Ausüben einer Mannschaftssportart an. Es gibt bereits nächtliche Korbballturniere unter Jugendlichen und Polizisten!