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Freitag, 18. Februar 2011

„Nachhaltigkeit“ - ein Gummiband-Begriff?


Statements aus kompetenten Köpfen, die es wissen sollten:

Netzwerk-Verbundenheit - Nachhaltige Unternehmensführung - Arbeitskreis in der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V.

Die Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V. (SG) versteht sich als übergreifende betriebswirtschaftliche Vereinigung in Deutschland und als unabhängiger, gemeinnütziger Verein.
Ihr Hauptziel ist es, im Sinne des 1955 verstorbenen Mitbegründers der Betriebswirtschaftslehre, Eugen Schmalenbach, den Dialog zwischen betriebswirtschaftlicher Forschung, Lehre und Praxis zu fördern.





Prof. Dr. Joachim Kohlhof
Leiter des Collegs für Wirtschafts- Unternehmens- und Führungsethik in Mehren / Eifel - Mentor und Schirmherr der VITAO OECM
„Jeder versteht genau das unter Nachhaltigkeit, was seiner Meinung nach darunter zu subsummieren ist!“
"In meinem neuen Buch "Höre Deutschland, Deine Kinder", das eine zeitkritische Analyse über den ethisch-moralischen Zustand von Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland widerspiegelt, habe ich auch das Thema "Nachhaltigkeit" erfasst. Ich bin bedauerlicherweise zu der Erkenntnis gekommen, dass viele Meinungsträger und -macher genau das unter Nachhaltigkeit verstehen wollen, was ihrer Meinung nach darunter zu subsummieren ist. Der Politiker versteht etwas anderes als der Ökonom, der Ethiker etwas anderes als der Mediziner usw. Die Inhalte der "nachhaltigen" Nachhaltigkeit weichen erheblich voneinander ab, so dass keine klare Definition existiert, was eigentlich die Benutzer des Wortes Nachhaltigkeit eigentlich genau meinen.
Ich bleibe bei der Forderung nach einer ethischen Ausrichtung der Wirtschaft und der Unternehmen, die die allgemein verbreitete Ansicht über nachhaltige Unternehmens- und Wirtschaftsführung einschließt. Diese Ansicht fußt auf den vom Ethikcolleg entwickelten Ethikstandards und sind eindeutig definiert und relativ unumstößlich. Insofern ist die von mir praktizierte ethische Komponente, neben der sozialen und fachlichen Kompetenz unternehmerischer Führung die dritte Kraft, die zu einer ethisch fundierten "Nachhaltigkeit" die entsprechenden Voraussetzungen schafft. Es geht im Wirtschaftsleben nicht allein um das Warum, das lernt jeder BWL-Student. Es geht um das Wie und das Wozu. Und das wird bedauerlicherweise nicht als Gegenstand der Wirtschaftslehre behandelt."




André Krause
Chief Financial Officer (CFO), Telefónica O2 Germany GmbH & Co. OHG
„Mit Offenheit zu nachhaltigem Erfolg!“
"Kommunikation ist nicht nur unser Geschäft, sondern gleichzeitig der Schlüssel zu unserem Erfolg. Wir pflegen beständig den Dialog mit unseren Anspruchsgruppen. Damit wir erfahren, was Mitarbeiter, Kunden und Gesellschaft von einem Unternehmen wie O2 erwarten, gehen wir aktiv auf die Menschen zu. Onlinediskussionen und Stakeholder-Umfragen helfen uns, innovative Produkte und Dienste zu entwickeln, die dazu beitragen, Umwelt und Klima zu schonen und möglichst vielen Menschen den Zugang zu mobiler Telekommunikation zu ermöglichen.
Im Rahmen unseres Engagements ist digitale Integration eines der Kernthemen. Dabei setzen wir uns vor allem für Kinder und Jugendliche ein, die wir für Risiken und Chancen neuer Medien sensibilisieren wollen. Hierbei kooperieren wir seit vielen Jahren mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich auf die Vermittlung von Medienkompetenz spezialisiert haben.
Kooperation und Dialog verstehen wir bei O2 als Ausdruck gelebter Verantwortung und zugleich als Investition in die eigene Zukunftsfähigkeit. Denn nur wenn Unternehmensverantwortung so verankert wird, dass sie als Treiber unternehmerischer Wertschöpfung wirkt, kann der Dreiklang zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem nachhaltige Wirkung entfalten."




Dr. Dominik H. Enste
Institut der deutschen Wirtschaft Köln
„Langfristig lohnen sich Wertemanagement und CSR für Unternehmen!“
"Langfristig lohnen sich Wertemanagement und Corporate Social Responsibility (CSR) für Unternehmen. Unternehmen, die auf nachhaltige Gewinnerzielung setzen (z.B. Familienbetriebe), sind im Durchschnitt erfolgreicher. Denn Wertemanagement sorgt dafür, dass moralische Risiken beherrschbar werden und Imageschäden (z.B. bei Bekanntwerden von Korruption, Kinderarbeit oder Lustreisen für Betriebsräte) vermieden werden können. CSR schafft ein positives Unternehmensbild, fördert die Motivation der Mitarbeiter und signalisiert Anteilseignern und Lieferanten, dass eine nachhaltige und langfristige Gewinnoptimierung angestrebt wird, die auf eine längerfristige Geschäftsbeziehung zielt (Stamm- versus Laufkundschaft). Voraussetzung für den Erfolg von wirtschaftsethischen Maßnahmen ist, dass diese systematisch in die strategische Unternehmensführung und das Management integriert sind. Reine PR-Aktionen oder das bloße Lippenbekenntnis zu einer besonderen Unternehmenskultur wirken hingegen kontraproduktiv. Sie wecken Erwartungen, welche enttäuscht werden. Der Markt belohnt langfristig Moral.

Ergänzend ist jeder Einzelne gefordert, sein Handeln an der Goldenen Regeln auszurichten. Im Wettbewerb ist diese Haltung Erschütterungen ausgesetzt. Aber bei einer weiten Definition von Nutzen (z.B. einschließlich Reputation, Lebenszufriedenheit und den Interessen nahestehender Menschen), wird der kurzfristige Gewinn weniger attraktiv und der langfristige Nutzen gewinnt an Wert. Ein guter Ruf lässt sich nicht mit Geld wiederherstellen und ist wertvoller als Gold."
Eine Langfassung dieses Beitrages finden Sie hier.




Dr. Walter Rogg
Geschäftsführer Wirtschaftförderung Region Stuttgart GmbH
 „Langfristige Strategien für drängende Fragen!“
„Als regionale Wirtschaftsförderung stehen wir in der Verantwortung gegenüber den Unternehmen der Region Stuttgart. Die Interessen unserer Unternehmen mit den öffentlichen Aufgaben und den gesellschaftlichen Anforderungen zu vereinbaren, ist unser Ziel.  Dieser, insbesondere in den gegenwärtig schwierigen Zeiten einer Wirtschaftskrise, herausfordernden Aufgabe stellen wir uns mit allem Engagement. Die Nachhaltigkeit unseres ökonomischen Handelns versuchen wir durch langfristig angelegte Strategien als Antworten auf die drängendsten wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Fragen zu erreichen. Dies spiegelt sich in der Auswahl unserer Projekte wieder. So sind wir u.a. erst in diesem Jahr als Modellregion Elektromobilität ausgezeichnet worden, engagieren uns für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, fördern den Aufbau eines regionalen Netzwerks der Gesundheitswirtschaft und  setzen uns im Rahmen der Europäischen Metropolregion Stuttgart für die nachfrageorientierte Optimierung von Bildungs-, Qualifizierungs-  und Weiterbildungsangeboten ein.“




Dr. Helmut Baur
Vorstandsvorsitzender der Binder Optik AG und Vorstand im Bundesverband Mittelständische Wirtschaft Berlin
„Nachhaltige Unternehmensführung im Mittelstand“
"Für ein mittelständisches Familienunternehmen, das im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht, ist es absolute Pflicht eine nachhaltige Unternehmensführung zu praktizieren und diese auch nach außen zu dokumentieren. Das soziale Umfeld beeinflusst die Unternehmensbeziehungen und wir sind damit auch aktiv verantwortlich in diesem Umfeld eine entsprechende Rolle zu spielen und einen Teil des Unternehmensgewinns nachhaltig für soziale Zwecke einzusetzen. Gerade die öffentliche Meinung ist für die Gewinnung neuer Mitarbeiter und neuer Kunden von großer Wichtigkeit, das haben viele meiner mittelständischen Kollegen noch nicht erkannt."




Klaus Josef Lutz
Vorstandsvorsitzender der BayWa AG
„Die Konsequenzen des eigenen Handelns in den Vordergrund stellen!“
Gerade wenn ein Unternehmen wie die BayWa mit den Geschäftsfeldern Agrar, Bau und Energie im Bereich der Daseinsvorsorge tätig ist, spielt das Thema Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle. Dies war schon bei der Unternehmensgründung 1923 so, als es vor allem um die Vermarktung der landwirschaftlichen Erzeugnisse für die Landwirte ging. Auch wenn das Unternehmen stark gewachsen ist und sich Geschäftsfelder im Laufe der Zeit verändert haben - langfristige Strategien, die umfassend die Konsequenzen des eigenen Handelns in den Vordergrund stellen, sind seither existenzielle Grundlage unserer Entscheidungen. Diese Haltung ist nach wie vor zentraler Teil unserer Unternehmenskultur.




Prof. Dr. Dieter Wagner
Universität Potsdam, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Organisation und Personalwesen
„Umsetzung des Drei-Säulen-Modells!“
"Das Drei-Säulen-Modells der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Schutz des Menschen und der Umwelt" sollte auch für Unternehmen Handlungsgrundlage sein. Hinsichtlich der ökologischen Nachhaltigkeit würde das bedeuten, dass natürliche Ressourcen nur in dem Maße beansprucht werden, wie diese sich generieren. Dies beinhaltet neben einem schonenden Umgang mit der Natur auch die Unterstützung des Klimaschutzes und der Erhaltung der Artenvielfalt. Bezüglich der ökonomischen Nachhaltigkeit sollte das wirtschaftliche Handeln in der Weise erfolgen, dass es dauerhaft betrieben werden kann, d.h. dass auch wirtschaftliche Ressourcen mit Bedacht eingesetzt werden. In Bezug auf die dritte Säule, die soziale Nachhaltigkeit, ist der verantwortungsvolle Umgang mit "Humanressourcen" zu nennen sowie die Corporate Social Responsibility."




Dr. Dieter Hundt
Arbeitgeberpräsident
„Nicht die Zukunftsfähigkeit meines Unternehmens aus den Augen verlieren!“
"Nachhaltigkeit heißt für mich als verantwortungsvoller Unternehmer, erfolgreich zu wirtschaften und vor allem die Zukunftsfähigkeit meines Unternehmens nicht aus den Augen zu verlieren. Dafür brauche ich verlässliche und berechenbare Rahmenbedingungen. Das gelingt nur mit einer Politik, die sich an den Grundsätzen der Sozialen Marktwirtschaft orientiert. Nur so können Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum, sozialer Ausgleich und Beschäftigung dauerhaft gesichert werden. Unstetigkeit der Politik beschädigt dagegen die Basis für wirtschaftlichen Erfolg und damit auch die soziale Leistungsfähigkeit unseres Landes."




Dr. Paul Achleitner
Mitglied des Vorstands der Allianz SE, Finance
„Nachhaltigkeit gehört gewissermassen zum Erbgut“
"Für ein Unternehmen wie die Allianz, das Verbindlichkeiten für Jahrzehnte übernimmt, gehört Nachhaltigkeit gewissermaßen zum Erbgut. In einer Versicherung ist es leicht, kurzfristige Erfolge zu vermelden, deren beträchtliche Schadensverläufe erst nach vielen Jahren erkenntlich werden. Es gehört jedoch seit jeher zur Kultur des Hauses, nachhaltiges Handeln von jedem einzelnen unserer Mitarbeiter einzufordern und sie oder ihn dabei entsprechend zu unterstützen."

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