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Dienstag, 23. August 2011

Über Symmetrien, Selbstsucht und Selbsterkenntnis

Ein Wegwerfleben bietet sich an... Deins?



Dieser Beitrag ist der «33», dem Spiegelkreuz gewidmet. 

Die Aufgabe dieser beiden Spiegel - des Lotrechten oder Aufrechten und des Waagerechten oder Horizontalen - ist das Schaffen des Widerspruchs, des Zwiespalts, der Auseinandersetzung, der Aufgabe, eine gemeinsame Sprache zu entwickeln, eines schönen Tages wieder EINSHEIT zu werden…

Ohne ZWIESPALT schaffende Verschiedenheit keine verbindende, wiedervereinende Gemeinsamkeit - ohne Streit keine Versöhnung. ohne Trennung keinen Wunsch nach Rückkehr. Ohne Blindheit keine Wahrnehmung. Ohne Schwarz kein Weiss. Ohne Dunkelheit kein Licht. Alles hat so einen Sinn. Wer das eine nicht erlebt hat, wird das andere nicht zu schätzen wissen (gerade eben kommt die frühmorgentliche Sonne über den Nachbarberg und grüsst durch die Spalten meines Fensterladens, der seit Tagen der grossen Hitze wegen bis auf etwa ein Viertel heruntergelassen ist).


Das ist die Konsequenz und Logik des senkrechten oder lotrechten Spiegels. Er kreiert aus der gespiegelten «2» - (der «22) - dem Schwan - das «Herz des Lebens und der Liebe». Mit der gekreuzten Spiegelung kopfüber - dem anderen Spiegel, der Waagerechten, bekommen wir Gelegenheit, noch eine andere Dimension zu erfahren: den Abstandhalter oder die Verbindung zur Unterwelt*). Der Begriff Unterwelt ist dabei nur bildhaft zu verstehen. Es ist das gespiegelte Reich des Jenseitigen, da wo wir herkommen und wieder hingehen, das ewige Reich der Wandlung in Wiederkehr, das uns immer wieder ins Diesseits schickt, unsere Hausaufgaben zu machen… mit neuen Ideen, die aus dem Wahrscheinlichkeiten-Potential evolutiv in die Wirklichkeit gebracht werden sollen.

Diese Wirklichkeit ist keine getrennte - vielmehr eine zusammenhängende Welt des «Schönen, Wahren und Guten» - in verschiedenen Entwicklungsstufen. Da baut sich eines auf dem andern auf. Bevor das Eine nicht erfüllt ist, im Sinne eines Fundaments, kann das Andere nicht darauf gebaut werden. Vertrauen entwickelt sich ja auch stufenweise. Es ist ein Akt der Sicherheit, der hier vollzogen wird. Das beantwortet auch die Frage nach frühem Abdanken auf der sichtbaren Welt. Da ist aus höherer Sicht ein Fehler unterlaufen und wird mit einem Undo schnell mal wieder korrigiert…

Dafür gibt es bestimmte Muster. Am längsten lebt jemand, der sich nützlich macht - der auf seinem Lebensberechtigungsschein immer wieder einen neuen Vorwand sucht/findet, nicht ganz fertig geworden zu sein. Lebenszeit ist im Grunde genommen Fronarbeit - und es hängt an jedem selbst, was er draus macht. Da kommt mir ein schlauer Spruch aus der Werbung in den Sinn… als Beton als Werkstoff sehr in die Kritik geraten war, liess man sich den Spruch einfallen: «Beton - es kommt drauf an, was man draus macht!»

So ist das auch mit dem Leben… und ein anderer Spruch meldet sich gerade zu Wort: als Coca Cola die PET Flasche unbedingt auf dem Weltmarkt durchsetzen wollte, da hat man doch gleich die Ursehnsüchte des Menschen bemüht und PET ein Wunschtraum-Attribut angehängt, das viele Menschen sich sehnlichst wünschen. Nämlich: Im Vergleich zu schwerem Glas ist PET leicht und unkaputtbar

Das war und ist in der Tat so. Und aus dem Traum wurde unkaputtbare Wirklichkeit. Heute hat sich PET im Ozean eigene Inseln angelegt, schwimmt und schwimmt über Millionen Jahre… und bald kann sich darauf garantiert auch wieder Leben entwickeln… Algen hängen ja an den Überresten schon dran… und sicherlich gibt es dann für unsere Nachfahren irgendwann auch wieder Landwirtschaft, Ackerbau und Viezucht. So hängt das eine am anderen. Das ist die Schlaufe des Überlebens. Auf den Inseln ist eines sicherlich dann schon mal auferstandene Wirklichkeit: Coca Cola und andere Getränkemarken haben überlebt. Ist das nicht wunderbar…

*) Ich schreibe diese Texte nahezu in Blindenschrift auf meinem iPad morgens, die Augen soweit geschlossen, dass mich nichts ablenkt und ich nahezu meditativ ein Wort nach dem anderen herauslasse. Dabei denke ich nicht nach, sondern lasse es in der Tat fliessen. Früher habe ich ähnlich nachts die Texte zu den Theogrammen geschrieben, mit Rechtschreibfehlern und ohne Punkt und Komma. Das bedingt, wenn ich dann später in die Reinschriftphase komme, dass es da eine Menge zu korrigieren gibt. Gerade eben, als ich bei diesem Satz “den Abstandhalter oder die Verbindung zur Unterwelt” ein “n” einsetzen wollte, passierte etwas, das mir kurz den Atem genommen hat… und das ich mir von einem Computerfreak noch erklären lassen möchte: der Bildschirm wurde schwarz und Google verabschiedete sich mit “Good by Jim oder Jo” - das ging schnell, dass sich dieser Text auf der Mattscheibe zeigte und der Computer verabschiedete sich (fuhr herunter, keine Ahnung wie weit... Wahrscheinlich hatte ich versehentlich eine Kurzwahl erwischt, die den PC in den Tiefschlaf versetzte - (obwohl da unten bei der Taste des “n” keine Taste in Sichtweite ist, die das Herunterfahren bewirken sollte) - denn Word blieb beim Wiederbeleben unversehrt geöffnet - nur das Web hatte sich verabschiedet. Was mich verängstigt hat, ist wieder einmal der Zufall. Zuerst der Sonnenaufgang - und dann die Nacht auf dem Bildschirm. Nein, bisweilen ist es Angst einflössend, wenn man an solchen Texten arbeitet… Nicht vergessen, ich bin kein abergläubiger Mensch und stehe beruflich noch voll im Saft (hoffentlich liesst das keiner…J)

David McLion im Zeichen der 23.

Freitag, 12. August 2011

Lärmfragen oder „Selbstverwirklichung im Strassenverkehr“



Christian Buschan MSc
Mitbegründer der
VITAO ALPEN AKADEMIE


Wir brauchen uns nur umzuschauen und umzuhören: Die Rücksicht auf den Mitmenschen und der Respekt vor öffentlichem und privatem Raum und Besitz schwindet. Der zunehmende öffentliche Lärm ist zugleich Ursache und Folge dieses sozialen und kulturellen Niedergangs.

Ich bestreite, dass es quasi ein Naturgesetz sei, dass Jugendliche Lärm erzeugen "müssen". Flirten und Pla­gieren kann man auch leiser und klüger. Auch ältere Menschen scheinen sich nicht bewusst zu sein, dass nach 22 Uhr niemand auf der Straße hören möchte, wie fein das Entrecôte im "Bären" war. Und die sich dann mit lauten, vom Alkohol enthemmten Stimmen, endlos vor der Haustüre verabschieden. Laute "Musik" oder das Verwenden lärmender Geräte im Freien, die Nacht- und die Sonntagsruhe – dies alles ist zwar ge­setzlich geregelt, aber kaum jemand kümmert sich noch um das konsequente Durchsetzen. Jedes noch so kleine Quartier- oder Dorffest glaubt heute, ganze Ortsteile beschallen zu müssen. Es würde reichen, wenn nur die etwas hören, die vor der Bühne sitzen oder stehen. „Zimmerlautstärke“ bedeutet: Nur die im Zimmer oder Auto Sitzenden können (bei geschlossenen Fenstern) hören, was da gespielt wird. 

Denken wir an Schichtarbeiter/innen und Frühaufsteher: Rund ¼ Million Menschen in diesem Land arbeiten nachts und müssen tagsüber schlafen. Vielleicht sollten wir Nachtruhe und Schlaf zu geschützten Menschen­rechten erklären? Was Übermüdete auf der Straße oder am Arbeitsplatz anrichten, wissen wir. Unnötiger, vermeidbarer oder gar provozierter Lärm und Krach haben etwas Gewalttätiges an sich: Man kann nicht nicht hören! Oder sollen die unter dem Lärm Rücksichtsloser Leidenden dazu genötigt werden, bei geschlos­senen Fenstern zu schlafen, die schönen Abende zu genießen oder zu lesen? Nötigung, also das Dulden von etwas Unzumutbarem, das ich nicht will, ist übrigens strafbar (Art 181 Strafgesetzbuch).  

Das Schweizer Strassenverkehrsgesetz (SVG) äussert sich mehrfach zum Thema „Lärm“ (Art 42 Abs 1): "Der Fahrzeugführer hat jede vermeidbare Belästigung von Strassen­benützern und Anwohnern, namentlich durch Lärm, Staub, Rauch und Geruch, zu unterlassen und das Erschrecken von Tieren möglichst zu vermei­den". Im Art 54 Abs 1 steht: "Stellt die Polizei Fahrzeuge im Verkehr fest, die nicht zugelassen sind, oder deren Zustand oder Ladung den Verkehr gefährden, oder die vermeidbaren Lärm erzeugen, so verhindert sie die Weiterfahrt. Sie kann den Fahrzeugausweis abnehmen und nötigenfalls das Fahr­zeug sicherstellen". Abs 3 wird noch deutlicher: "Hat sich ein Motorfahrzeugführer durch grobe Verletzung wichtiger Verkehrsregeln als besonders gefährlich erwiesen oder hat er mutwil­lig vermeidbaren Lärm verursacht, so kann ihm die Polizei auf der Stelle den Führerausweis abnehmen".

Die Verkehrsregelverordnung (VRV) enthält ebenfalls zwei deutliche Aussagen zum Lärm: "Fahrzeugführer, Mitfahrende und Hilfspersonen dürfen, namentlich in Wohn- und Erholungsgebieten und nachts, keinen vermeidbaren Lärm erzeugen. Untersagt sind vor allem: Andauerndes, unsachgemäßes Benüt­zen des Anlas­sers und un­nö­tiges Vorwärmen und Laufenlassen des Motors stillstehen­der Fahrzeuge; hohe Drehzahlen des Motors im Leerlauf, beim Fahren in nied­ri­gen Gängen; zu schnelles Beschleunigen des Fahrzeugs, nament­lich beim An­fahren; d. fortgesetztes unnötiges Herumfahren in Ortschaften" (Art 33 Abs a-d). Und im Art 42 Abs 4 steht: "Die Führer von Motorfahrrädern haben die Vorschriften für Rad­fahrer zu beachten sowie zur Vermeidung von Lärm die Bestimmungen für Motorfahrzeugführer". Damit dürfte klar sein, dass Ruhe vor jeder Selbstverwirklichung im Straßenverkehr geht – und zwar für alle: Junge, Alte, Migranten, Gäste, Ver­wandte, Freunde. Diese Bestimmungen gelten übrigens rund ums Jahr und in der gan­zen Schweiz!

Die Ortspolizei-Reglemente der Gemeinden  (hier als Beispiel Köniz BE, Artikel 11 und 12) sind meist sehr klar: "Es ist jedermann untersagt, durch sein Benehmen oder mit Geräten, Fahrzeugen, Maschinen und Vor­richtungen Lärm zu bewirken, der durch zumutbare Vorkehren, Anpassung an den Stand der Tech­nik oder durch rücksichtsvolles Verhalten vermieden werden kann". "Lärmende Arbeiten, insbesondere Klopfen von Möbelstücken und Teppichen, Rasenmähen, usw., sind von 20:00-07:00 Uhr und von 12:00-13:30 Uhr unter­sagt". "Es ist untersagt, mit Tonempfangs- und Wiedergabegeräten, Musikinstrumenten, lautem Singen, usw., in Häusern, bei offenen Fenstern oder Türen, auf Balkonen oder im Freien, die Öffentlichkeit unzu­mutbar zu stören". "Der Gebrauch von Lautsprechern an Fahrzeugen ist untersagt: ebenso der Gebrauch von Lautsprechern, die sich störend auf öffentliche Strassen und Plätze auswirken". "Der Inhaber eines Gewerbe­betriebes hat alle dem jeweiligen Stand der Technik entsprechenden Massnahmen zu treffen, um Immissio­nen zu vermeiden". "Lärmende Arbeiten sind, soweit möglich, in geschlossene Räume zu verlegen und sind von 20:00-07:00 Uhr und von 12:00-13:30 Uhr untersagt". Vielleicht sollten wir unsere eigenen Reg­lemente mal wirklich lesen und anwenden…

Es dürfte klar geworden sein, dass zum Beispiel rücksichtsloses "Selbstverwirklichungsgetrommel" – ich schließe ernsthaftes Üben auf Musikinstrumenten ausdrücklich aus! – schlicht nicht in Frage kommt. So wenig wie brüllende Gartenparties, die mit ihrem Lärm bloß die Langeweile der Leute kaschieren. Damit ist eigentlich das Wesentliche klar. Was zu tun bleibt, ist das Umsetzen dieser Vorschriften. Das ist nicht primär die Aufgabe der Polizei. Wenn Gespräche unter Betroffenen jedoch nicht weiterhelfen, so ist das Durchset­zen des geltenden Rechts Aufgabe der Gerichte unter Mithilfe der Polizei. Ohne entschlossene Zivilcourage aller Bürger/innen geht das allerdings nicht.

Doch so weit muss es eigentlich gar nie kommen: Wenn wir einen sozial aufmerksamen, rücksichtsvollen, entschlossenen und vernünftigen Umgang miteinander pflegen, braucht es kaum Polizei oder Gerichte, um mit lästigen Lärmquellen fertig zu werden. 

QUATRION WORKSHOPS in der LINTHPARK-Akademie


Künftig in den Räumen der LINTHPARK-Akademie Linthal
sowie im grösseren Rahmen auch in der LINTHARENA sgu Näfeks

Lektions- und Kursvorbereitung für die Arbeit in der künftigen LINTHPARK-Akademie

Checkliste für Lehrpersonen und Organisatoren
Elemente und Aufbau von Lektionsanleitungen

Detailliertes Vorbereiten eines Anlasses durch Organisatoren, Leitende oder Lehrende stellt sicher, dass bei Planung und Durchführung von Lektionen, Kursen, Seminaren, usw. nichts Wesentliches vergessen wird oder schief geht. Das möglichst frühzeitige Erteilen klarer und verbindlicher Aufträge ist für den Erfolg mit entscheidend. Für jeden einzelnen Auftrag muss unmissverständlich klar sein, wer für dessen Erfüllung die Verantwortung trägt. Nur so kann aus allfälligen Fehlern und Versäumnissen gelernt werden.

Lektionsanleitungen (LA) sind Planungshilfen und Durchführungsanleitungen für Organisierende und Lehrende. Die LA schaffen Klarheit und Sicherheit in Bezug auf das inhaltliche und methodisch‑didaktische Struktu­rieren einzelner Programmeinheiten oder ganzer Kurse. Die LA machen Lehrende sicher und gelassen, was sich positiv auf ihr Befinden und ihre Leistung auswirkt. Die Teilnehmenden (Tn) spüren, dass die Sequenz kompetent vorbereitet wurde und durchgeführt wird. LA führen wie eine Landkarte durch die "Lektions- oder Seminar­landschaft". Eine LA nach folgendem Muster kann als Grundgerüst für beliebige Anlässe, Einzellektionen, Referate, Seminare, ganze Kurse usw. verwendet werden.

Anlass                                  
-  Wer gab den Auftrag?
-  Wie lautet er? In welchem (Gesamt-)Rahmen findet dieser Anlass / diese Sequenz statt?
-  Was wurde zum Thema schon gesagt?

Thema und Inhalt             
-  Beides möglichst präzise umschreiben, damit später keine Differenzen beim Festlegen
   einzelner Lernschritte entstehen

Zeitrahmen                         
-  Wie lange dauert diese Sequenz effektiv? Gibt es Pausen? Welche Teile der Sequenz
   sollen wie viel Zeit beanspruchen? Soll ein Ablauf / Programm erstellt werden?     

Zielgruppe                          
-  Wer sind die Zuhörenden? Was können/wissen sie schon zum Thema?
-  Worauf kann ich aufbauen? Aus welcher Situation hole ich sie ab?
-  Was erwarten die Tn konkret? Wie viele Tn kommen? Geschlechterverhältnis?
-  Obligatorischer / fakultativer Kurs?

Ziele der Sequenz             
   Das ist das Wichtigste überhaupt! Wenn Ziele klar und überprüfbar definiert werden,
   ist dies der sicherste Schlüssel zum Erfolg:
- was sollen die Tn am Schluss der Sequenz konkret wissen und/oder können?
- woran könnte ich allenfalls messen, ob sie alles begriffen haben?
- was sind meine Ziele für mich selbst, für mich als Lehrperson?
- will ich Einzelziele (Lernschritte) formulieren?

Lernstoff:                            
-  Welche Lerninhalte will ich vermitteln? Möglichst genau eingrenzen,
   dann gibt es kein Tohuwabohu! Quellen und Autoren präzise zitieren, keine
   Unverbindlichkeit! Die eigene Haltung oder Meinung immer klar als solche bezeichnen,
   wenn sie denn schon geäußert werden soll!

Methode:                            
-  Wie will ich den Lernstoff vermitteln (”Kiss”: Keep it short and simple!)?
-  Vortrag, DVD, Laptop und Beamer, Test, Einzel- oder Gruppenarbeit? Vorausdokumentation?
-  Lehrgespräch? Ist die gewählte Methode dem Thema und dem Zeitrahmen angemessen?
-  Will ich meine eigene Haltung zum Thema darstellen? Wie gehe ich mit allfälligen Störungen um?

Zentral: Im schriftlichen und mündlichen Ausdruck so verbindlich, präzise und griffig als irgend möglich sein! Keine Angst davor, sich festzulegen! Grenzen (z.B. gesetzliche) klar ziehen!

Lektionsmaterial               
-  Was brauche ich im Unterricht, um den Anlass durczuführen?
-  Beherrsche ich das Bedienen aller Geräte optimal? 
-  Kann ich kleine technische Pannen selber beheben?
-  Wenn nicht: wer ist vor Ort dafür zuständig / erreichbar? Was gebe ich den Tn ab?

Stichworte zur Vorbereitung:

-  Hellraumprojektor/-folien, Leinwand, wasserfeste mittelbreite Filzstifte
-  Beamer? Flip-Chart? Wandtafel? White-Board? Laptop mit Beamer?
-  Lektionsunterlagen? Literaturliste? Büchertisch? Berichte / Studien?
-  Packpapier, Kleb- und Malerband, sehr breite Filzstifte (Lesbarkeit!)?
-  Reserve- und Verbrauchsmaterial, Lampen, Kabel, Adapter, Verteilstecker

Raumfragen                       
-  Wo liegen die Räume? Wissen alle Beteiligten genau, wo sie sind?
-  Braucht es Wegweiser oder Anschrif­ten? Gibt es eine Sitzordnung? Beleuchtung?
-  Gibt es störenden Lichteinfall auf die Leinwand? Verdunkelung nötig? Wo sind Steckdosen?
-  Braucht es Verlängerungskabel? Gibt es ein Lavabo im Raum? Lüftung?
-  Wo sind Toiletten (auch für Behinderte)?
   (für den Fall, dass QUATRION-SEMINARE | WORKSHOPS IN DER LINTHARENA
   sgu Näfels oder anderenorts geplant sind)

 

Aufträge erteilen - was gehört dazu?

 

Ein vollständiger Auftrag enthält folgende Elemente:


Orientierung: Das relevante Umfeld, die Auffassung der Leitung, Lage, Trends und Entwicklung, die gesetzten Ziele (= wie soll es am Schluss sein?), die verfügbaren Mittel (= womit? Personal, Zeit, Geld, Arbeitsmittel, etc.), die gewählten Arbeitsmethoden (= wie machen wir das? mittels welcher Strategie?)
Absicht: Bekanntgabe des Entschlusses der Leitung, wesentliche Entscheidungselemente, lückenloses gedankliches Durcharbeiten und Formulieren des Arbeitsplanes bis zum Erreichen des Ziels / der Ziele
Aufträge: Festlegen der konkreten Ziele / der Operation(en), allen Betroffenen die einzelnen Verantwortungsbereiche, Aufgaben und Mittel zum Erreichen dieser Ziele unmissverständlich zuweisen
Besondere Anordnungen: Z.B. Informationsfluss, Sprachregelung, besondere Anordnungen, Kontrollen, Beurteilungskriterien, Diskretion, Geheimhaltung und Sicherheit, Zeit- und Maßnahmenpläne, etc.
Standort der Führung: zeitliche und örtliche Angaben über die (elektronische) Erreichbarkeit der Leitung sowie über deren allenfalls wechselnde Standorte während der einzelnen Arbeitsschritte

Kontrolle und Steuerung

Hauptzweck von Kontrolle und Steuerung ist das Beschaffen verlässlicher Entscheidungsgrundlagen sowie das Aufzeigen des Handlungs- oder Korrekturbedarfes im Hinblick auf das geplante Erreichen der Ziele
Ablaufkontrollen ermöglichen rasche Korrekturen nach festgestellten Zielabweichungen = Effizienz­kontrolle: wurde und/oder wird optimal gearbeitet?
Ergebniskontrollen überprüfen das tatsächliche (effektive) Erreichen des Zieles / der Ziele und der Resultate = Effektivitätskontrolle: wurde und/oder wird das (Zwischen-)Ziel erreicht?
Verhaltenskontrollen ergründen Arbeitsmoral und -klima, die geistige, körperliche und seelische Verfassung von Mitarbeitenden und/oder Betroffenen


Dieser Beitrag wurde von Christian Buschan MSc verfasst.


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LINTHPARK-Akademie "Gesundheitsforum" (4)

Christian Buschan MSc
Mitbegründer der
VITAO ALPEN AKADEMIE
Artikelserie
"Salutogenese - was uns gesund macht und erhält"




Das Gesundheit schaffende Eingreifen



Professionelle Helfer haben im Grunde nur drei Möglichkeiten, Einfluss auf das SOC zu nehmen. Die beiden ersten Varianten beschreiben zeitlich begrenzte, eher geringfügige Veränderungen, die dritte Variante jedoch bezieht sich auf einschneidende Modifikationen. Das erste Prinzip heisst Primum non nocere (lat.: Primär nicht schaden) – das elementar­ste Prinzip der Medizin. Eine der­artige Begegnung des Patient mit dem Helfer verändert sein Leben in der Regel kaum wesentlich. Zweitens können therapeutische Begegnungen so gestaltet werden, dass der Patient sich in ihnen als konsistent erlebt, dass seine Bela­stungen während dieser Begegnung ausgeglichen sind und dass er deren Bedeutungen versteht und akzeptiert. Auch dieses ist noch kein wesentlicher Fort­schritt.

Zum dritten und positivsten Fall: Die Möglichkeit einer vom Therapeuten geplanten Ver­besserung des SOC des Patienten. Eine Begegnung dieser Art ermöglicht den Patienten nicht nur, gemachte Erfahrungen neu zu interpretieren. Sie gibt ihnen zusätzlich das Rüst­zeug dafür in die Hand, innerhalb ihres eigenen Lebensbe­reiches konkrete Erfahrungen zu machen, die ihr SOC verbes­sern, anheben, ausbauen. Dieses therapeutische Vorgehen erleichtert und befördert eine lang anhaltende, konsistente und positive Veränderung in den realen Lebenserfahrungen der Patienten. Dabei kommt der sozialen Unterstützung eine zentrale Rolle zu. Neuere Daten deuten darauf hin, dass soziale Unterstüt­zung nicht nur abfedernde, sondern ganz direkte Effekte bei der Abwehr von Krankheiten hat (Lin, Woelfel und Light, 1985). Um in der eingangs verwendeten Metapher des Flusses zu blei­ben: Erstens sind die Flussläufe so zu gestalten, dass auch schlechten Schwim­mern ein sie nicht überforderndes Fortkommen ermöglicht wird. Und zweitens sollen sie unter opti­maler und gezielter Anleitung guter Therapeuten besser schwimmen lernen!
Das Entscheidende beim Mobilisieren von Ressourcen ist das starke Gefühl von Bedeut­samkeit. Menschen mit starkem SOC werden bei Konfrontationen mit Stressoren eher Engagement, Hin­gabe und Bereitschaft, sich mit dem Stressor auseinanderzusetzen, empfinden. Sie gehen unmit­telbar von der Annahme aus, dass sich diese Auseinanderset­zung lohnen wird, dass sie eher eine spannende Herausforderung ist als eine Last, vor der man fliehen sollte. Ein starkes SOC vermag in beliebigen Systemen angesichts von Chaos die Chance zu dessen Umwandlung in Ordnung zu erkennen. Diese Haltung schlägt durch bis auf die Ebene der biologischen Antwortmuster, z.B. in der Form einer messbar ver­stärkten Immunreaktion.
Antonovsky beschreibt drei zentrale mögliche „Kanäle“, über die das SOC Einfluss nimmt auf den Gesund­heitszustand, respektive auf die Position der Person auf dem Gesund­heits‑Krankheits‑Kontinuum:
Direkt über das Gehirn: Die Wahrnehmung der Welt als verstehbar, handhabbar und bedeutsam kann das Gehirn dazu anregen, anderen Körpersystemen direkt gesund­heitsfördernde Informatio­nen zukommen zu lassen (z.B. Stärken der Immunabwehr).
Durch die Auswahl gesundheitsfördernden Verhaltens: Mehr Reize werden als nicht stresshaft erlebt, profes­sionelle Hilfe wird eher aufgesucht und angenommen, gesund­heitsschädliches Ver­halten wird vermieden (z.B. Vermeiden von Abhängigkeit / Sucht).
Durch den erfolgreichen Umgang von Personen mit hohem SOC mit Stressoren. Dies führt gene­rell zu deut­licher Spannungsreduktion (z.B. Blutdrucksenkung) und damit zur Vermeidung von Schä­digung sowie zu emotionaler und physiologischer Verstärkung.



Zusammenfassung

Die salutogenetische Orientierung anerkennt und geht davon aus, dass Heterostase, Altern und fortschrei­tende Entropie die Kerncharakteristika aller lebenden Organismen sind. Die allgegenwär­tigen Stressoren werden nicht primär und nicht nur als krankma­chend gesehen, sondern als gesundheitliche Entwicklungs­chancen. Die Salutogenese lokalisiert den Menschen auf einem mehrdimensionalen Gesund­heits‑Krankheits‑Konti-nuum. Sie verhin­dert damit die einseitige Kon­zentration auf bloße krankmachende Fakto­ren wie Stressoren. Vielmehr zwingt sie uns, stets die gesamte Geschichte der Patienten zu suchen, zu betrachten und zu bedenken - ein­schließlich sei­ner eigentlichen Krankheit.
Diese Denkweise stellt die Copingressourcen des Menschen ins Zentrum unserer Auf­merk­sam­keit. Deswe­gen sucht sie auch nicht nach Wunderwaffen, sondern nach allen Quellen der negati­ven Entropie, die das aktive Anpassen des Organismus an seine Umgebung erleichtern oder för­dern können. Und letztlich vermag der salutogenetische Ansatz bereits vorhandene Krankheits­daten erwei­tert zu interpretie­ren, indem sie die abweichenden Fälle, die nicht Erkrankten ins Auge fasst und nach den gesundheitsför­dern­den Gründen für diese Abweichungen sucht.
Damit ist die salutogenetische Orientierung nicht einfach nur die Rückseite der pathoge­netischen Sichtweise. Sondern sie stellt zusätzliche und nicht selten entschei­dende Fra­gen, indem sie einen anderen Blickwinkel wählt und alter­native Hypothesen vor­schlägt. Sie eröffnet damit nicht nur grundsätzlich neue Wege, son­dern sie zwingt zur Konzentra­tion aller Kräfte auf das Weiterentwi­ckeln der Copingtheorie. Denn wer bis zum Ende seines Lebens seine Verhaltensmöglichkeiten laufend erweitert, wird seine Lebens­kurve sozusagen rechtwinklig beenden: Bis kurz vor dem end­gül­tigen Knick führt er oder sie ein Leben voller Vitalität. Erik­son hat in seinem Buch „Der vollstän­dige Lebens­zyklus“ 1982 gezeigt, dass die von ihm so genannte Inte­grität das strategische Schlüssel­element der letzten Lebensphase ist: Ein Empfinden von Kohä­renz und Ganzheit­lichkeit, welches sogar den endgültigen Verlust von Bindungen auszugleichen vermag



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LINTHPARK-Akademie "Gesundheitsforum" (3)

Christian Buschan MSc
Mitbegründer der
VITAO ALPEN AKADEMIE
Artikelserie
"Salutogenese - was uns gesund macht und erhält"




Stressoren – 

die Stress erzeugenden Faktoren


Ein Stressor kann definiert werden als ein Faktor, der Entropie in ein System bringt. Unter Entropie verste­hen wir hier das Maß für den Grad der auf natürliche Weise ständig zunehmenden Unord­nung und Unge­wissheit in einem System. Entropie beschreibt gleich­zeitig den Grad der Nichtum­kehrbarkeit dieser Unord­nung. Entropie ist damit auch eine Lebenserfahrung, die gekennzeichnet ist durch Inkonsistenz (keinen Bestand habende, in sich selbst widersprüchliche Elemente), Unter‑ oder Überforderung und fehlende Teil­habe an Entscheidungsprozessen. Es gilt, drei Typen von Stressoren zu unterscheiden: Chroni­sche und zent­rale Lebensereignisse sowie die akuten tägli­chen Widrigkeiten. Dabei gilt es nicht zu vergessen, dass auch Nicht-Ereignisse (z.B. das Ausblei­ben einer Schwanger­schaft oder einer Beförderung) bedeutende Stressoren sein können.
In der Arbeitswelt interessiert oft primär das Ausmaß jener Arbeitsstressoren, welche das Berufs­leben nicht selten zur Vorhölle verkommen lassen: Hoher Arbeitsdruck, starke Kon­trolle durch Vorgesetzte, fehlende Autonomie und fehlende Klarheit. Im Gegensatz dazu muss aber immer auch das Ausmaß der Arbeitsres­sourcen abgeschätzt werden: Invol­viertheit in den Beruf, Zusam­menhalt unter Kolleginnen und Kollegen, Unterstützung durch Vorgesetzte.
Die salutogenetische Orientierung zwingt zur Konzentration auf das aktive Anpassen an die Umwelt, die mit Stressoren reichlich angefüllt ist. Ein hohes Ausmaß an Stressoren kann bei gleichzeitig hohem Maß an sozi­aler Unterstüt­zung sogar gesund­heitsfördernd sein (Nuckolls, Cassel, Kaplan 1972). So kann beispielsweise ein Schock sogar einen gesunden Einfluss auf den Organismus haben - vorausgesetzt, man kann ihm recht­zeitig entfliehen (Laudenslager et al 1983). Soziale Unterstützung wird hier wie ein Puffer ver­standen: Er vermindert auf Menschen gerechte Art und Weise die von den Stressoren ausgehenden Wirkungen auf ein erträgliches Maß. Damit verlang­samt soziale Unterstüt­zung ursächlich das Entstehen von Krankheit - oder sie ver­hindert Krankheiten unter Umständen sogar ganz! Die Hauptthese des salutogenetischen Modells ist, dass ein star­kes SOC entscheidend für erfolgreiches Coping mit den allgegenwärtigen Stresso­ren des Lebens und damit für den Erhalt der Gesundheit ist. In Stressituationen wird eine Person mit starkem SOC zwar nicht unbedingt glücklicher oder zufriedener sein als die mit einem schwa­chen SOC. Aber sie kann das Gefühl haben, dass sie mit den gegebenen Fakten so gut wie mög­lich umgeht und ihr Leben dennoch erträg­lich gestaltet. Für dieses besondere Gefühl des Wohlbe­fin­dens selbst im Leiden ist das SOC unmittelbar wichtig.
Die salutogeneti­sche Sichtweise ermöglicht damit eine Rehabi­litation der im menschli­chen Leben nicht weg­zudenkenden Stressoren. Der Schlüsselbe­griff dafür ist negative Entropie. Sie löst die Suche aus nach nützli­chen Inputs in das soziale System, in die physi­sche Umwelt, in den Orga­nismus - bis hinein in die einzelne Zelle! -, um dem unausweichli­chen Trend zur Entro­pie entge­genzuwirken. Vaillant, ein Psychiater, hat 1979 in einem Aufsatz die Ursachen beschrieben, wel­che die Gesundheit bis weit über das 50. Lebens­jahr hin­aus erhalten. Er fand, dass die Art, wie sich eine Person an Stres­soren anpaßt, dafür ent­scheidend sei. Und nicht etwa das Vermeiden von Stress oder ein bewusster Copingpro­zess! Hans Selye, der Begründer der Stressfor­schung, sagt gar: „Stress is the salt of life“! Viktor E. Frankl, Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien, Begründer der Logotherapie und selber früherer Gefangener in Auschwitz, drückt es in sei­nem Buch „Das Leiden am sinnlosen Leben“ (Herder Spektrum 4859, S. 45) noch deut­li­cher aus: „Mehr Stress als in Auschwitz gab es wohl kaum irgendwo anders. Und gerade dort waren die typischen psychoso­matischen Krankheiten, die so gerne für stressbedingt gehalten werden, praktisch vom Erdboden verschwun­den“.
Die reifsten Anpassungsmechanismen an Stressoren umfassen Humor, Selbstlosigkeit oder Unei­gennüt­zig­keit (Altruismus), Verfeinerung (Sublimation) und echtes „Wegstecken“ (Suppression). Sie erleichtern den­jenigen, die sie nutzen, die Verbindung zu anderen Menschen; denn sie machen seine oder ihre soziale Umgebung vorhersehbarer und unterstützender. Eine weitere zentral wichtige Ressource ist das Durchhalte­vermö­gen. Es beschreibt die physi­sche und/oder moralische Kraft, die nötig ist, um Krankheit, Ermüdung oder Entbehrung nachhaltig zu widerste­hen - kurz: Ausdauer (lat. Stamina, von Stamen = Lebens­faden!).
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LINTHPARK-Akademie "Gesundheitsforum" (2)

Christian Buschan MSc
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Das Kohärenzgefühl


Bereits die „Midtown Manhattan”-Studie von Leo Strole (1962, et al. 1980) beschreibt drei Schlüs­selres­sourcen, die beitragen zu einer Immunisierung gegenüber der potentiell zer­schmetternden Wucht extremer, von außen kommender Not: Eine stoische Kraft („Sei-erwachsen-Ethos“), enge Familienbindungen und ein Gefühl besonderer Gruppenidentität. Hätte Strole diese Ressourcen in Copinginstrumente umgesetzt, wäre das Konzept des Kohärenzgefühls wohl wesentlich früher entstanden. Der englische Begriff Coping meint „damit zurechtkommen, auf eine gute Art bewälti­gen“. Das Kohärenzgefühl ist ein durch­dringendes, dyna­misches Vertrauen in die eigene umfas­sende Lebensbefähigung. Es drückt nicht nur aus, wo man sich auf dem Gesund­heits‑Krankheits‑Kontinuum gerade befindet. Sondern es erlaubt auch eine Prognose darüber, zu welchem Pol hin man sich gerade bewegt.
Die drei zentralen Komponenten des SOC sind Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeut­sam­keit. Verstehbarkeit als die Möglichkeit, die Welt zu verstehen, ist dabei als Kernelement definiert: Sie ist zum einen das Aus­maß, in welchem man innere und äußere Reize verstandesmäßig als strukturiert, vorhersehbar, erklärbar und damit als sinnhaft wahr­nimmt. Zum anderen erlaubt Verstehbarkeit das Unterscheiden dieser Reize: Nämlich in die Gruppe der geordne­ten, nachhalti­gen, strukturierten und klaren Informationen sowie in die Gruppe der chaoti­schen, ungeordneten, willkürlichen, zufälligen und unerklärlichen Informationen. Selbst unvermittelt eintretender Tod, Krieg und Versagen sind erklärbar.
Handhab­barkeit ist definiert als das Ausmaß in dem man wahrnimmt, dass man über geeignete und ausrei­chende Ressourcen verfügt, um mit den Anforderungen der realen Welt fertig zu wer­den. Wer ein hohes Maß an Handhabbarkeit erlebt, fühlt sich zum Beispiel selten ungerecht behandelt oder gar in der Opferrolle.
Bedeutsamkeit schließlich repräsen­tiert inner­halb des SOC die motivationale Schlüssel­komponente: Sie beschreibt das Aus­maß, in dem man das Leben emotional als sinnvoll empfindet. Bedeutsamkeit liefert den Antrieb für das Verbessern des Ver­ständnisses der eigenen Welt und für das Verbessern der eigenen zur Ver­fügung stehenden Res­sourcen. Bedeutsamkeit schafft das Gefühl, dass die im realen Leben gestellten Prob­leme und Anforderungen es wert sind, nach Möglichkeit energisch gelöst zu werden.
Damit kann das SOC zusammenfassend wie folgt beschrieben werden: Als eine alles umfassende Orientie­rung, die ausdrückt, in welchem Ausmaß man ein durchdringendes, andauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat. Ein Vertrauen dar­auf, dass im Verlaufe des Lebens die inneren und äußeren Reize vorhersehbar, erklärbar und strukturiert sind. Dass einem die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stehen, um mit den Anforderungen, die von den genannten Reizen ausgehen, konstruktiv fertig zu wer­den. Und das Vertrauen darauf, dass die von den Reizen ausgehenden Anforderungen Herausforderungen sind, die Anstrengung und Engage­ment lohnen. Das SOC ist damit eine dispositionale Orientierung und nicht etwa bloß ein Zustand oder eine Eigenschaft.
  • Das Erlangen und Aufrechterhalten eines starken Kohärenzgefühls ist jedoch an vier ulti­mative Bedingungen gebunden:
  • Die Person muss es für sich selbst bedeutsam finden, ihre eigenen Gefühle zu kennen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen aktiv zu gestalten.
  • Sie muss es wichtig finden, sich mit der eigenen Tätigkeit identifizieren und sich existentiellen Fragen stel­len zu können.
Zu letzterem sind beispielsweise gemeint: Unausweichlicher Tod, unvermeidliches Scheitern, nicht wieder gut zu machende Fehler, unauflös­liche Konflikte und bedrückende Isola­tion. Wenn auch nur eine der vier ultimativen Bedingungen nicht aus­rei­chend erfüllt ist, kann sich kein dauerhaft starkes Kohärenz­gefühl einstellen oder erhalten.
Insbesondere die Forschungen zum Austritt aus dem Berufsleben zeigen, dass Flexibilität immer in Richtung beider Pole möglich ist: Personen mit starkem SOC können ohne grö­ßere Probleme ihre Berufsrolle allmäh­lich ausklingen lassen, während sie sich sozusagen fließend bereits in neuen Lebensbereichen wie kommu­naler oder künstlerischer Tätigkei­ten engagieren. Oder sich in bisher bereits früher aufgebauten und gepflegten Bereichen noch intensiver einbrin­gen.
Es gilt hier ernsthaft zu warnen vor dem so genannten „rigiden SOC“, einer pathologischen Aus­prägung des Kohärenzgefühls: Personen mit nur gespielt starkem, in Wirklichkeit jedoch schwa­chem SOC verbeißen sich verblendet in ihre (Gruppen-)Identität, um nur nicht den schrecklichen Ängsten in sich selbst zu begegnen, an denen sie gerade wegen ihres schwachen SOC leiden. Man könnte auch von Pseudointegration als Schutz gegen nagende Verzweiflung sprechen. Wer beispielsweise betont locker meint, alle Probleme ließen sich lösen, bricht früher oder später angesichts der Realitäten erschüttert und ver­zweifelt zusammen. Tiefeninter­views mit Mitgliedern radikaler und/oder fundamentalistisch orientierter Gruppen oder Sekten belegen dies mit zutiefst erschreckender Deut­lichkeit.
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LINTHPARK-Akademie "Gesundheitsforum" (1)

Christian Buschan MSc
Mitbegründer der
VITAO ALPEN AKADEMIE
Artikelserie
"Salutogenese - was uns gesund macht und erhält"


Eine Zusammenfassung für interessierte Laien
von Christian Buschan MSc
Zwischen vollkommener Gesundheit und tödlicher Erkrankung
Wir sind es gewohnt, auf Krankheitsursachen und -symptome zu achten. Mit der Sichtweise der Salutogenese von Aaron Antonovsky, einem Medizinsoziologen aus Brooklyn[1], vollziehen wir eine radikale gedankliche Kehrtwende. Wir behalten zwar im Auge, „dass zu jedem beliebigen Zeitpunkt wenigstens ein Drittel und mit einer guten Wahrscheinlichkeit die Mehrheit der Bevölkerung einer modernen Industriegesellschaft sich in einem…morbiden, pathologischen Zustand befindet“. Wir fragen aber nicht mehr primär, was uns krank macht(e) und wie krank wir schon oder noch sind. Sondern wir fragen mit Antonovsky nach den die Gesund­heit fördern­den Res­sourcen, nach dem was uns gesund macht(e) und/oder ge­sund erhält. Seine Ant­wort auf die Frage nach den Ursprüngen der Gesundheit ist das von ihm entworfene Konzept des Kohärenzgefühls (Sense of Coher­ence, SOC). Er konnte seine zentrale These wissenschaftlich belegen, wonach das SOC mit dem Gesundheitszustand eines Menschen in ursächlichem Zusammenhang steht. 


[1] Sein Hauptwerk: Salutogenese - Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: Deutsche Gesellschaft für Verhaltens­therapie; aus dem Amerikanischen übersetzt von Alexa Franke 1997

Gesundheit und Krankheit – ein Kontinuum

Die zeitgenössische Medizin hat innerhalb ihrer überlieferten Sichtweise in aller Regel die „Fluss-abwärts-Perspektive“: Menschen schwimmen in einem oft reißenden Fluss voller spitzer Klippen, tödlicher Gefahren und unübersichtlicher Stromschnellen. Die westliche Medizin repräsentiert das hinge­bungsvolle, wohl orga­nisierte und tech­nisch hoch entwickelte Bemü­hen, möglichst viele Ertrinkende aus diesem lebens­bedrohli­chen Strom zu bergen, zu retten. Kaum je wird jedoch gefragt oder nachgese­hen, was stromaufwärts pas­siert(e). Warum all diese Leute überhaupt in den Fluss gestie­gen, gerutscht oder gefallen sind, wer sie viel­leicht gar hinein stieß oder warum sie sehr gut, überhaupt nicht oder nur unzurei­chend schwimmen kön­nen.
Der salutogenetische Ansatz sieht den Menschen zu jedem beliebi­gen Zeitpunkt sei­nes Lebens auf einer Art Gleitschiene zwischen „vollkom­mene Gesund­heit“ und „tödliche Erkrankung“. Damit liefert dieser Ansatz zwar nicht unmittelbare Pro­blemlösungen („Rettung“), aber er ver­hilft selbst bei schlechtester Prognose noch zu einem tiefgreifenden Verständnis und Wissen über das menschliche Leben. Dieser Ansatz verführt zum Nach­denken über jene Faktoren, die den Men­schen zum gesunden Pol hin bewegen können und ihn nach Möglichkeit auch dort halten sollen. Oder um beim Bild des Flusses zu blei­ben: Die Saluto­genese fragt nach den Gründen, warum gewisse Menschen nie in den Fluss steigen oder fal­len, warum sie sich nicht hin­einsto­ßen lassen, bewusst hinein steigen oder warum sie so gut schwim­men und sich sel­ber wieder heraushelfen können. Wir fragen mit Antonovsky: „Wie wird man, wo immer man sich in dem Fluss befindet, dessen Natur von historischen, soziokulturellen und physikalischen Umweltbedingungen bestimmt wird, ein guter Schwimmer?...Unter objektiv glei­chen Charakteristika des Flusses werden die Menschen unterschiedlich gut oder schlecht zurecht­kommen...Welches ist ihr Geheimnis?“ (Salutogenese, 92).



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