Christian Buschan MSc Mitbegründer der VITAO ALPEN AKADEMIE |
Wirksamkeit ist ein zentrales Kriterium für gutes Management. Manager erbringen Resultate mit und durch andere Menschen, die nicht nur Arbeit, sondern auch Sinn suchen. Viktor Frankl, der Entdecker von Logotherapie und Existenzanalyse, sagt, „dass es nicht am konkreten Beruf als solchem, sondern jeweils an uns liegt, ob jenes Persönliche und Spezifische, das die Einzigartigkeit unserer Existenz ausmacht, in der Arbeit zur Geltung kommt und so das Leben sinnvoll macht oder nicht“. In der Arbeit geht es um mehr als um Einkommen und das Erfüllen einer Aufgabe, es geht auch darum, dem Leben Bedeutung zu geben, Werte einzubringen und Sinn verwirklichen zu können. Wirksame Führung bezieht diese Dimension mit ein.
Mehr und mehr wird die Gültigkeit von Frankls Motivationslehre auch in Kreisen des Managements und der Unternehmensberatung erkannt. Den wirtschaftenden Menschen bewegen nicht bloß Geld, Anerkennung, Einfluß oder Spaß an der Arbeit. Dies alles ist nicht nur verlierbar, unwirksam bei „rauem Wind“, sondern nutzt sich ab auch bei „Schönwetter“. „Eigentlich“, nämlich zutiefst, meint Frankl, „wird der Mensch anders motiviert. Er will etwas Sinnvolles tun.“
Wie können Führungskräfte dieses spezifische Sinnbedürfnis des Menschen ohne abzuheben in den beruflichen Alltag einbringen und fruchtbar machen? Hierzu hat das „Malik Management Zentrum St. Gallen“ sechs Grundsätze managerieller Wirksamkeit erarbeitet, die als pragmatische Einstellungen kein abstrakt-theoretisches System benötigen, sondern sich als unmittelbar anwendbar in der Praxis bewährt haben (s. weiter unten). Die Parallelen zu Frankl sind unübersehbar und für die Kenner der Logotherapie ebenso interessant wie erfreulich:
- Was wir „Management“ nennen, ist „männlich“ dominiert
- Gutes Management ist wirksam, egal, ob mehr oder weniger
- Auch gute Manager suchen und lieben nicht primär Sinn, sondern Wirksamkeit
- Manager sind in erster Linie Macher, nicht Philosophen oder Sinnsuchende
- Doch heute sucht man auch im Management immer mehr nach Sinn
- Führungskräfte müssen den Mitarbeitenden Sinn in der Arbeit vermitteln können!
- Gutes Management hat viele Berührungspunkte mit Frankls Sinn- und Motivationskonzept
- „Wie werde ich heute wirksam?“ lautet die typische, allmorgendliche Managerfrage
- Management stellt das Funktionieren und das Überleben der Organisation sicher
- Die Führungskräfte sind verantwortlich für das Überleben der Organisation
- Von außen können Einzelne dies alles längst nicht mehr überschauen oder verstehen
- Heikle Grundfrage: Wie sinnvoll ist das Ganze denn überhaupt noch? Was soll dies alles?
- Alle erwarten Effizienz, wollen aber nicht wissen, was Wirksamkeit wirklich voraussetzt
- Der Prozeß gegen Herrn Ackermann zeigt, dass die Sinndimension zu kurz kam
- Im extrem neoliberalen Denken muss zuerst der Aktionär zufrieden gestellt werden
- Doch kurzfristiger Gewinn kann unmöglich langfristig wirksam sein!
- Langfristig erfolgreich sind nur Betriebe, die einen Zweck außerhalb ihrer selbst erfüllen
- In diesen Betrieben ist das „Wozu?“ wichtiger als das „Wie?“ oder das „Für wen?“
- Doch der Zweck einer Firma ist noch längst nicht ihr Sinn!
- In jeder Firma oder Organisation wollen die Mitarbeitenden einen Sinn in ihrer Arbeit sehen
- „Sinn“ steht in jedem Fall höher als „Zweck“ – aber wieso eigentlich?
- Das Sinnorgan ist das (ethisch begründete) Gewissen, es stellt den Sinn über alles
- Sinn- und Wertfragen zwingen zum Nachdenken über den Zweck einer Unternehmung
- „Wie tun wir das, was wir tun?“, das ist die sinnvolle Frage, die Frage voller Sinn!
- Was zweckvoll ist, muss nicht zwingend auch schon sinnvoll sein!
Sechs Grundsätze wirksamer Führung
1. Resultate stehen im Zentrum!
Was habe ich erreicht? Resultate beweisen den Nutzen der Firma, der Organisation. Resultate motivieren und fördern das Selbstwertgefühl aller Beteiligten. Input reicht nicht, am Output werden Erfolg und Nutzen gemessen. Sinn liegt in dem, was wir für andere tun.
2. Einen Beitrag zum Ganzen leisten
Sich nicht in Teilen verlieren – Sinn durch Ganzheitlichkeit! Sich in den Dienst einer Sache stellen, die größer ist als ich oder wir selbst. „Pflicht“ kommt von „pflegen“! Es kommt darauf an, das zu tun, wozu ich verpflichtet bin oder wozu wir verpflichtet sind (nach Immanuel Kant). Ich persönlich sorge dafür, dass dies oder jenes (nicht) geschieht, bloße „Neigung“ dazu genügt nicht! „Stimmigkeit“ und „Rundheit“ des Ganzen ist wichtig.
3. Konzentration auf Weniges und Wesentliches
Permanente und konsequente Unterscheidung des Wesentlichen vom Unwesentlichen. Das Wesentliche und das Sinnvolle kommen zuerst. Was macht wirklich Sinn? Mut zur Lücke haben! Klares Fokussieren ist die Grundlage nachhaltiger Wirksamkeit. Der Sinn der Firma, der Organisation oder des Lebens muss erfüllt werden, sonst droht Versagen.
4. Vorhandene Stärken nutzen
In unserer Kultur schauen fast alle immer nur auf die Schwächen, auf die Mängel und Lücken (z.B. in der Erziehung, in der Lehre, in der Arbeit). Die Stärken der Mitarbeitenden herausschälen und stärken, sonst droht der Tod des Unternehmens. Die Einzigartigkeit des Individuums muss entdeckt, gefördert und genutzt werden – zum Wohle aller Beteiligten. Unvollkommenheit ist eine Entwicklungschance!
5. Vertrauen
Gegenseitiges Vertrauen ist die Basis aller Wirksamkeit, doch keine „Kuschelmentalität“! Nur robuste und stabile Beziehungen tragen in und durch Krisen. Auch hier geht es nicht zuerst um Sympathie, sondern um Resultate! Vertrauensvolle Vorbilder dieser Art schaffen Sinn und werden von allen Beteiligten honoriert.
6. Positiv und konstruktiv denken
Oft bleibt nichts anderes übrig, als mir die Motivation in mir selbst und aus mir selbst zu schaffen und zu schöpfen. Energie muss aus mir selbst kommen! Manager müssen gute Chancen erkennen können. Und sie müssen wissen, wozu sie tun, was sie tun. Und sie müssen tun, was getan werden muss. Wir dürfen nicht „auf die Welt warten“! Ein schlimmer Schicksalsschlag kann zum Sprungbrett für eine neue Freiheit werden! Das ist eine Anwendung der Franklschen „Trotzmacht des Geistes“, man muss Sinn auch sehen wollen!
Fazit:
- Resultat-Orientierung ist der Knackpunkt; die Verantwortung dafür tragen die Manager
- Deswegen muss Verantwortungsethik gleichwertig neben Handlungsethik treten
- Sinn muss nicht nur gesucht, sondern vor allem verwirklicht werden!
- Sinn im Scheitern zu finden ist das Schwerste für Manager (logotherapeutisch gesprochen: Einstellungsmodulation nach dem Scheitern ist das Schwerste für Manager)
- Gewinne zu machen ist nicht der primäre Zweck des Unternehmens. Aber ohne Gewinne geht jedes Unternehmen zu Grunde. Wir leben ja auch nicht, um zu atmen; sondern wir atmen, um leben zu können
- Manager tun das, wovon sie etwas haben, das ist ihre Philosophie. Doch vom Sinnvollen haben alle am meisten!
Christian Buschan MSc
Diplomierter Logotherapeut und Existenzanalytiker NDS HF
Altkatholischer Seelsorger am Flughafenpfarramt Zürich-Kloten